Viele Wege führen zum Schwertfechten, ob Filme, ein Rollenspiel, das Theaterspiel, ein historisches Fest, das geschichtliche Interesse oder einfach die gewisse Anziehungskraft dieser faszinierenden Sportart. Historische Fechtkunst ist europäisches Kulturgut und bedeutet die eigenen sportlichen Wurzeln kennenzulernen.
Im Hochmittelalter war die Fechtkunst meist dem Adel vorbehalten, für ihn war er Ernst und Spiel zugleich. Verbunden mit den ritterlichen Tugenden sollte das Schwert gerecht und mit Bedacht geführt werden.
Im Spätmittelalter wurde die Fechtkunst dem Bürgertum zugänglicher, der Einsatz war vielseitig: als Sport, als Tanzfechten, gerichtlicher Zweikampf, Kriegswesen, Schaukämpfe auf dem Marktplatz, Turnierwettkampf und zur Persönlichkeitsentwicklung.
Fechtkunst hatte eine vielseitige Anwendung, die spielerische, sportliche und erzieherische Komponente fasziniert besonders.
Karl Wassmannsdorff bezeichnete im 19. Jahrhundert die Fechtbücher als älteste deutsche Turnliteratur.
Die erste Quelle, welche eine Rekonstruktion ermöglicht, ist der Codex MS I.33., er wird auf 1280 datiert. Er behandelt die Fechtweise mit dem Einhandschwert und dem Buckler. Ein deutscher Mönch namens Luitger wird als Lehrmeister erwähnt. Eine historische fundierte Rekonstruktion der Fechtkunst wird ab diesem Zeitraum möglich.
Im 14. Jahrhundert beginnt die Tradition Liechtenauer, der Codex HS 3227a ist eines der ersten Fechtbücher zum Langen Schwert. Es beschreibt die Lehre Liechtenauers und ist momentan die zeitlich
erste Quelle zum langen Schwert. Umgangsweise, Techniken und Verhalten werden hier ausführlich beschrieben und dienen als Grundlage der damaligen Fechtkunst.
Im 15. Jahrhundert finden wir die meisten Fechtbücher zum Langen Schwert. Zahlreiche erhaltene Schrift- und Bildquellen verraten uns, dass eine Vielzahl von Waffen kunstgerecht unterrichtet worden sind. So zum Beispiel die Stange, die Hellebarde, das Lange Messer, Schwert und Buckler, ebenso der Dolch und das Ringen sind Teil der Fechtkunst und werden ausführlich erläutert.
In diesem Zeitraum werden die beschriebenen Techniken in Fechtbüchern mit zusätzlichen Ilustrationen ergänzt. Der Dussack und das Lange Messer sind beliebte Fechtwaffen im deutschen Sprachraum. Im italienischen Sprachraum kommt das Rapier auf, welches sich in ganz Europa verbreitet und langsam das lange Schwert ablöst. Das Lange Schwert wird dennoch weiterhin unterrichtet und geschätzt.
Das in Italien entstandene Rapier hat seinen Siegeszug über Europa beendet. Aus verschiedenen Sprachregionen lassen sich zahlreiche Bücher zur Fechtweise mit dem Rapier finden. Das Stoßfechten dominiert und bestimmt die Fechtweise. Im deutschen Sprachraum wird das Lange Schwert weriterhin als Schulungsmittel verwendet.
Die Fechtwaffen entwickeln sich mal wieder mit der Zeit und Mode. Der Hofdegen passt noch besser zur Garderobe und verdrängt das schwerere Rapier. Der Säbel wird nicht nur zu Fuß, sondern auch zu Pferde gefochten. In diesem Zeitraum entstehen auch die Vorreiter der klassischen Sportfechtwaffen: Säbel, Degen und Florett.
Heute nehmen wir die Historische Fechtkunst als Sport, Brauchtumspflege und Bildung wahr. Eine der faszinierensten Sportarten erlebt eine Renaissance und kann wieder mit Freude erlebt werden. Die Fechtkunst zwischen Spiel und Ernst steht in einem interessanten Kontext zu unserem modernen Alltag, der uns auf sportliche Art und Weise begeistert und bereichert.
Hier eine Vorstellung der historischen Fechtwaffen aus dem 13. - 17. Jahrhundert. In der Fechtschule werden zahlreiche historische Fechtwaffen unterrichtet. Die von uns verwendeten Trainingsgeräte sind natürlich stumpf und orientieren sich an Orginalfunden verschiedener historischer Fechtwaffen. Es handelt sich hierbei um Sportgeräte die für die Historische Fechtkunst ideal geeignet sind.
+ Blütezeit: ca. 14. - 15. Jh.
+ Gewicht: ca. 1300 - 2200 Gramm
+ Länge: ca. 115 - 135 cm
Die Königin der Fechtwaffen ist eine der vielseitigsten und lehrreichsten Fechtwaffen. Die meisten Fechtbücher basieren auf dem Umgang mit dem Langen Schwert. Die Verwendung des Langen Schwertes reicht bis in das 16. Jahrhundert hinein, zu dieser Zeit gibt es bereits eine rein sportliche Variante, die Fechtfeder.
Quellenbeispiele für den Unterricht: weit über 70 Manuskripte, Sigmund Ringeck, Peter von Danzig, Fechtbücher von Hans Thalhoffer, Joachim Meyer und Fiore dei Liberi.
+ Blütezeit: ca. 13. - 14. Jh.
+ Gewicht: Schwert ca. 900 - 1500 Gramm
Buckler ca. 900 - 2200 Gramm
+ Länge: Schwert ca. 80 - 90 cm / Buckler 20 - 45 cm
Das erste brauchbare Fechtbuch ist um das Jahr 1280 datiert, es thematisiert das Fechten mit Schwert und Buckler. Zu sehen sind fechtende Mönche und auch eine Nonne. Ein Mönch namens Liutger ist der vermutliche Lehrer und Autor. Im 15. Jahrhundert findet sich der Buckler auch in Verwendung mit dem Langen Messer.
Quellenbeispiele für den Unterricht: I.33, Andre Lignitzer, Paulus Kal, und die Talhoffer Fechtbücher.
+ Blütezeit: ca. 15. - 17. Jh.
+ Gewicht: ca. 300 - 600 Gramm
+ Länge: ca. 30 - 50 cm
Fechten mit dem Dolch ist unzertrennlich verbunden mit dem Ringen, die Techniken sind dennoch sehr geschmeidig und fließend. Ab dem 15. Jahrhundert beschreibt Albrecht Dürer zum ersten mal den Dolch in Verbindung mit einer Einhandfechtwaffe. Im 16. und 17. Jahrhundert findet er zusammen mit dem Rapier Verwendung.
Quellenbeispiele für den Unterricht: Fiore dei Liberi, Codex Wallerstein, Albrecht Dürer und die Thalhoffer Fechtbücher.
+ Blütezeit: ca. 16. - 17. Jh.
+ Gewicht: Schwert ca. 900 - 1500 Gramm
+ Länge: ca. 110 - 135 cm
Das Rapierfechten kommt im italienischen Sprachraum im 16. Jahrhundert auf. Stoßfechten mit dem Ort bestimmt die vorwiegende Fechtweise. Häufig findet sich das Rapier mit einer Beiwaffe, zum Beispiel dem Mantel, einem zweiten Rapier, einem Paradedolch oder auch einer Nachtwächterlampe.
Quellenbeispiele für den Unterricht: Joachim Meyer, Capo Ferro, Salvator Fabris, Johann Georg Paschen und Hans Wilhelm Schöffer.
+ Blütezeit: ca. 15. Jh.
+ Gewicht: ca. 1000 - 1600 Gramm
+ Länge: ca. 60 - 100 cm (Das Kriegsmesser bis zu ca. 130 cm)
Das Lange Messer gilt als Fechtwaffe und Werkzeug des einfachen Mannes. Als zusätzlichen Schutz besitz es am Parier einen Wehrnagel oder einen Rüstring. In Museen finden sich Lange Messer in unterschiedlicher Länge und Form. Die Fechtweise ähnelt dem Langen Schwert und verwendet häufig Ringtechniken.
Quellenbeispiele für den Unterricht: Johannes Lecküchner, Codex Wallerstein, Albrecht Dürer und die Thalhoffer Fechtbücher.
+ Blütezeit: ca. 14. - 17. Jh.
+ Gewicht: ca. 2500 - 5000 Gramm
+ Länge: ca. 180 - 250 cm
Die Hellebarde ist eine halbe Stange mit bis zu 250 cm Länge. Sie vereint die Eigenschaften von Speer und Axt in einer Fechtwaffe. Mit einem Gewicht von 2,5 - 4,5 Kilogramm verlangt die Hellebarde aus dem ganzen Körper geführt zu werden, dennoch ist aber eine schnelle und dynamische Fechtweise möglich.
Quellenbeispiele für den Unterricht: Le Jeu de la Hache und die Thalhoffer Fechtbücher.
Halte fest deine Wehr, lass keine fallen,
fall auch selbst nicht, sei bedacht in allem.
(Christoff Rösener, 16. Jh.)